Deutsche Leukämie Forschungshilfe Verband-Pfalz e.V.


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Deutsches Krebsforschungszentrum

Projekte

Neue Behandlungskonzepte für bösartige Nerventumoren im Kindesalter



Professor Dr. Olaf Witt Klinische Kooperationseinheit Pädiatrische Onkologie Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg und Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie Universitätsklinikum Heidelberg
o.witt@dkfz.de http://www.dkfz.de/de/PaedOnko/index.html


Hintergrund


Bösartige Tumoren des Nervensystems bei Kindern- und Jugendlichen machen 30% aller Tumoren im Kindesalter aus. Trotz Operation, Chemotherapie und Bestrahlung haben die Tumoren weiterhin die schlechtesten Heilungsraten unter allen Krebserkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Hinzu kommen Langzeitnebenwirkungen durch die Therapie, sodass innovative Behandlungskonzepte dringend erforderlich sind. Krebszellen zeichnen sich durch ein "asoziales" Verhalten inner-halb des Körpers aus: Sie vermehren sich unkontrolliert und ohne Rücksicht auf ihre Nachbarschaft. Sie zerstören ihre gesunde Umgebung und beeinträchtigen dadurch normale Körperfunktionen. Sie bilden Absiedelungen (Metastasen), die in weitere Regionen des Körpers vordringen und dort anwachsen. Krebszellen sind schlau: sie setzen natürliche Kontrollvorgänge und Sicherheitssysteme des Körpers außer Kraft, damit sie sich ungehindert vermehren können. Dazu zählt z.B. die Abschaltung des programmierten Selbstmordprogrammes, den jede Zelle in sich trägt, um sich bei einer Entartung rechtzeitig zu zerstören. Krebszellen sind darüber hinaus in der Lage, sich der Kontrolle durch das körpereigene Abwehrsystem zu entziehen.

Ziel

Unser Ziel ist es, eine Therapie zu entwickeln, die in der Lage ist bösartige Nerventumorzellen wieder in normale Zellen umzuprogrammieren (Differenzierungstherapie). Das bedeutet, dass die Krebszellen ihr unkontrolliertes Wachstum einstellen, normale Funktionen aufnehmen, wieder erkennbar für das körpereigene Abwehrsystem werden, und ihr eigenes Selbstmordprogramm aktivieren.

Eigene Vorarbeiten

Unsere Arbeitsgruppe beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit einer solchen "Umprogrammierungstherapie", diese nennt man auch Differenzierungstherapie. Wir konnten für bösartige kindliche Tumoren des Nervensystems zeigen, dass bestimmte Mechanismen, die den Informa-tionszustand der Erbinformation kontrollieren, fehlerhaft aktiv sind. Dieses gibt uns nun die Möglichkeit, neue Therapie zu entwickeln, die an dieser Stelle eingreifen und eine Umprogrammierung ermöglichen. Diese Art der Therapie nennt man auch "epigenetische Therapie"

Diese Umprogrammierungstherapie funktioniert nicht nur in der Petrischale sondern auch in Mäusen, die an einem Nerventumor erkranken. Durch eine kombinierte Umprogrammierungstherapie konnten wir die Entstehung von Hirntumoren (Medulloblastomen) in nahezu allen Mäusen verhindern, während die nichtbehandelten Kontrolltiere sehr viel öfter an einem Hirntumor erkranken. In Einzelfällen konnten wir bereits Kinder mit Hirntumoren behandeln, bei denen eine Operation, Bestrahlung und Chemotherapie nicht geholfen hatte. Aufgrund unserer ermutigenden Vorarbeiten, bereiten wir derzeit eine klinische Studie vor, in der Kinder- und Jugendliche mit verschiedenen Tumoren, die auf eine Standardtherapie nicht angesprochen haben, behandelt werden sollen. Die Studie wird von der Deutschen Kinderkrebsstiftung Bonn unterstützt.
Es laufen derzeit verschiedene Forschungsarbeiten mit dem Ziel:

1. Neue Wirkstoffe zu entwickeln, mit denen die Umprogrammierungstherapie noch gezielter eingesetzt werden soll,
2. Parameter zu finden, die das Ansprechen auf die Therapie voraussagen können, und
3. Die Mechanismen noch besser zu verstehen, die der Umprogrammierung zu Grunde liegen.

Professor Dr. Olaf Witt










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